Mario Szenessy, geboren am 14.9. 1930 in Petrovgrad, heute Zrenjanin (Jugoslawien), in vielsprachiger Umgebung aufgewachsen. 1942 Umzug nach Szeged (Ungarn), dort Studium von Slawistik und Germanistik. Ab 1953 Mittelschullehrer, später unterrichtete er Russisch an der Medizinischen Hochschule. Nach Veröffentlichungen über Thomas Mann als Humboldt-Stipendiat 1963 nach Tübingen, schließlich Berlin. Freier Schriftsteller seit 1967. Am 11.10. 1976 ist Szenessy in Pinneberg bei Hamburg gestorben.
* 14. September 1930
† 11. Oktober 1976
von Willi Winkler
Essay
Nicht wegen der Neuartigkeit seines Stils erregte Mario Szenessy 1967 Aufsehen, sondern weil es ein Ungar war, der sich die deutsche Sprache in vollendeter Mimikry angeeignet hatte. Als Humboldt-Stipendiat kam er in die Bundesrepublik, wo er in Tübingen über Thomas Manns zuletzt vollendete Novelle „Die Betrogene“ arbeitete; als Erzähler nahm er sich Mann zum Vorbild für das eigene Schreiben. Das führt zu einem weiteren Grund, warum Szenessy anfänglich bei der Kritik ungeteilte Zustimmung erfuhr: Ohne die Relevanz des Erzählens in Frage zu stellen, ohne eine mehr als ironische Auseinandersetzung mit formalen Experimenten, bestand er auf dem Epischen als der zeitgemäßen Ausdrucksform, die sich bis in die Wortwahl an eine scheinbar ungebrochene Tradition anschließt. „Ein neuer, herrlicher Erzähler“ (B.Bondy), „in dieser düsteren Saison der deutschen Literatur gibt es ...